1. Leitsymptome
  2. Skills und Techniken

Elektrische Kardioversion

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Red Flags

Instabilitätskriterien bei Tachykardie:

  • Hypotension (RR<90mmHg)
  • Hinweis auf Perfusionsdefizit (Laktaterhöhung, verlängerte Rekap-Zeit, Marmorierung, Organversagen)
  • Bewusstseinsstörung im Rahmen der Arrhythmie (z.B. Somnolenz, Agitation, Synkope)
  • Lungenödem
  • Angina Pectoris

Erste Schritte

Basismaßnahmen:

  • Monitoring (EKG, RR, SpO2)
    • Optimal: Kapnografie via Nasenbrille
  • Mind. ein sicherer iv. Zugang
  • 12-Kanal-EKG im Raum
  • Notfallwagen und Defibrillator bereithalten

Tipps

Allgemein gilt: „Je instabiler desto Strom!“
Instabile Tachykardie → Elektrische Kardioversion!

Stabile Tachykardie / Palpitationen Schrittweises Vorgehen

  • Evaluation: Sinus-/ Bedarfstachykardie? (z.B. Hypovolämie / Schock, Schmerzen, Infekt)
    • dann Behandlung zugrundeliegendes Problem
  • Einteilung Schmal / Breitkomplextachykardie sowie regelmäßig / unregelmäßig
  • ggf. Vagusmanöver (bei rhythmischer Schmalkomplextachykardie)
  • Medikamentöses Vorgehen ja nach Tachykardieform

Kardioversion

Checkliste elektrische Kardioversion

  • Basismaßnahmen (Monitoring, Notfallwagen)
  • Team-Briefing zum Vorgehen bei Komplikationen
  • Sauerstoffgabe (Präoxygenierung)
    • O2 während Stromabgabe beenden (bzw. O2-Maske/-Brille absetzen)
  • Defi-Elektroden aufkleben
    • Anterior/posteriore Position bei elektiven Eingriffen verbreiteter, parasternal/apikal auch möglich
    • Abstand von 8-10cm zu etwaigem Schrittmacheraggregat
    • Elektroden dürfen sich (auch bei Kindern / kleinem Thorax) nicht berühren
  • Analgosedierung z.B. Propofol 0,5 mg/kg iv., ggf. + Esketamin 0,25mg/kg iv.
    • je kreislaufinstabiler, desto geringere Dosen z.B. mit Propofol 10mg + Esketamin 5mg -Boli "herantasten", verlängerte Anschlagzeit abwarten
  • Defibrillator:
    • "Synchronisation" am Defi aktivieren (je nach Modell teils bereits automatisch aktiviert, CAVE: Teils nach jedem Schock deaktiviert)
    • Energiewahl: 120J biphasisch (Details nach ERC):
      • Vorhofflimmern: maximale J
      • Andere Schmalkomplextachykardien: 70-120J
      • Breitkomplextachykardien: 120-150J
    • Sichere Kardioversion (vorab Team-Kommunikation, Sauerstoff ab/weg)
  • Nachüberwachung unter Monitoring
  • Falls Kardioversion nicht erfolgreich: Höhere Energie wählen (z.B. +50J).
    • Falls weiterhin nicht erfolgreich:
      • Nochmals kritisch Ursache hinterfragen (HyperK+, Intoxikation?)
      • Amiodaron 300mg in G5% über 10-20Min. iv., dann erneute Kardioversion

Komplikationen

  • Hypoxie, Aspiration (durch Analgosedierung)
    Gefährlich v.a. die Zeit direkt nach (erfolgreicher) Kardioversion - hier engmaschig überwachen bis Pat. wach. Hilfreich: Kapnografie (via Nasenbrille)
  • Rötung der Haut (Erythem) meistens direkt nach der Defibrillation, etwaige "Verbrennungserscheinungen" treten meistens innerhalb von 24 bis 48 Stunden auf
  • Schlaganfall (durch Lösen eines Vorhofthrombus)
  • Arrythmien wie VT/Kammerflimmern (ev. auch Bradykardien) durch Schockabgabe - daher Kardioversion immer nur unter Reanimationsbereitschaft (und strikt auf "Synchronisation" achten)

Interessante Links (frei zugänglich)
Literatur
  • Ventzke, M.-M., Weiner, T., Lauer, S. & Segitz, O. Einfach und praktisch: Elektrische Kardioversion. Notf. Rettungsmedizin 25, 199–203 (2022).
  • Schmidt, A. S. et al. Anterior–Lateral Versus Anterior–Posterior Electrode Position for Cardioverting Atrial Fibrillation. Circulation 144, 1995–2003 (2021).
  • Soar, J. et al. Erweiterte lebensrettende Maßnahmen für Erwachsene. Notfall Rettungsmedizin 24, 406–446 (2021).
  • Fleischmann, T. & Hohenstein, C. Klinische Notfallmedizin Band 2 Skills: Emergency Medicine nach dem EU-Curriculum. (2021).
  • Reichmann, E. F. Reichman’s Emergency Medicine Procedures. (2018).
  • Tilz, R. R. et al. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zur Kardioanalgosedierung. Kardiologe 11, 369–382 (2017).
  • Israel, C. W. et al. Empfehlungen zur externen Kardioversion bei Patienten mit Herzschrittmacher oder implantiertem Kardioverter/Defibrillator. Kardiologe 5, 257 (2011).

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