1. Leitsymptome
  2. Reanimation und Allgemeines

Fieber + Hyperthermie

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Killer

Red Flags

  • Sepsiszeichen (z.B. hohe Atemfrequenz, Vigilanzminderung, Hypotonie)
  • >41°C ohne Schwitzen
  • Delir/Verwirrung, Vigilanzminderung
  • Z.n. Splenektomie
  • Laufende Chemotherapie / schwere Immunsuppression

Erste Schritte

  • Hinweis auf Sepsis / kritischen Verlauf?
    • Sepsiszeichen? Fokussuche "LUCCASS"
      • Bei Sepsiszeichen: Frühzeitige Antibiose, wenn möglich zuvor Entnahme von Blutkulturen
    • Risiko für Neutropenie (z.B. laufende Chemotherapie): V.a. neutropenes Fieber
    • Z.n. Splenektomie (insb. 2 J. nach OP): DD OPSI (overwhelming post splenectomy infection - Syndrom)
    • Vigilanzminderung: DD Meningitis
  • Fernreise (in Malariagebiete): DD Malaria / Tropenerkrankung
    • Typische “Fieberschübe”: Genaue Reiseanamnese, Labor (inkl. LDH, Niere), dicker Tropfen, Haut: Exanthem? Insektenstiche?
  • (Neues?) Herzgeräusch: DD Endokarditis
    • Unspezifische Symptome! Ziel: “Daran denken, Blutkulturen abnehmen”. Hinweisend: Neues Herzgeräusch, Z.n. kürzliche Klappen-OP, Drogenabusus, Z.n. Endokarditis
  • Fieber + “Hautausschlag” = Potentielles Hochrisikosymptom bei „krank“ wirkenden Patient:innen: Details siehe Hautveränderungen/-ausschlag
    • Häufige DD: (ungefährliches) Exanthem bei Virusinfekt
    • Faustregel: „Wegdrückbar“ = Exanthem - „punktuell und nicht wegdrückbar“ = evtl. Petechien = High Risk!
  • Hinweis auf Hitzschlag = >41°C mit Verlust der Thermoregulation (kein Schwitzen!), keine Reaktion auf Antipyretika, hyperdynamer Schock, Bewusstseinsstörung
    • Externes Kühlen (Kühlauflagen, nasse Handtücher)
    • Internes/invasives Kühlen (kühle Infusionen, ggf. Kühlkatheter)
  • Insb. bei "Schilddrüsen-Anamnese", Kombination mit Verwirrung / Delir Thyreotoxische Krise erwägen

Tipps

Definitionen:

  • Fieber: Körpertemperatur ≥ 38°C
    Sollwertverschiebung im Hypothalamus (normal: 36,5°C - 37,5°C) u.a. durch pyrogene Botenstoffe, verminderte Wärmeabgabe über die Haut durch periphere Vasokonstriktion, erhöhte Wärmeproduktion durch hohe metabolische Aktivität. Sonderfall: "Zentrales Fieber" durch hypothalamische Fehlfunktion bei Tumor, Blutung, Trauma.
    (Fieberreaktion / Anstieg der Körpertemperatur teils abgeschwächt bei Neugeborenen, älteren Patient:innen, Therapie mit Immunmodulatoren/-suppressiva.)
  • Hyperthermie: Unkontrollierter Anstieg der Körpertemperatur (übersteigt die Wärmeabgabekapazität des Körpers). Auslöser meistens Medikamente oder Umwelt (Hitze/Sonne).
    Keine Sollwertverschiebung im Hypothalamus, daher kein Ansprechen auf Antipyretika.

Fokus Präklinik

  • Red Flags prüfen, Killer aktiv erwägen
  • Erste Schritte, insb.:
    • Untersuchung: Infektfokus?
    • Zeichen für Sepsis?
    • (Nicht-infektbedingte) Hyperthermie / Hitzeerkrankung?
  • Spezifische Therapie fokussiert
    • Fieber: ggf. Volumen, Paracetamol
    • Hitzschlag: kühle Handtücher, Infusionen, ABC-Stabilisierung
  • Transportziel je nach Verdacht, zumindest Klinik mit Innerer Medizin
    • Hitzschlag: Klinik mit kompetenter Intensivmedizin

Fieberhafte Reiserückkehrer:in

Bei Patient:innen, die von Fernreisen zurückkehren und eine erhöhte Körpertemperatur aufweisen, sollten Tropenerkrankungen in Betracht gezogen werden!

Ziel ist, in der Notaufnahme potentiell bedrohliche Erkrankungen und -verläufe frühzeitig zu identifizieren.

→ Gefährlichste Erkrankung, die nicht übersehen werden sollte: Malaria

Checkliste fieberhafte Reiserückkehrer:in

  • Dran denken - Tropenerkrankungen erwägen!
  • Reiseanamnese bei unklarem Fieber
    • Reiseland, genaue Reisedaten, Symptombeginn, Risikoexposition
  • Untersuchung: Haut: Exanthem? Andere Effloreszenz? Insektenbisse?
  • Labor-Diagnostik:
    • Differentialblutbild
      • Eosinophilie: Wurmerkrankungen erwägen
    • Leberwerte inkl. LDH, Kreatinin/Harnstoff
  • Dann wichtigste febrile Reise-Erkrankungen (s.u.) evaluieren:
    • Malaria
    • Dengue-Fieber

Malaria

Malaria-Verdacht bei:

  • Unklarem Fieber bis 4 (!) Monate nach einem Tropenaufenthalt
  • Einwanderer:in aus Malaria-Regionen noch Jahre nach letztem Tropenaufenthalt
  • Fieber unklarer Ursache (FUO) mit schubartigem Verlauf (alle 48-72h) bis mehrere Jahre nach Tropenaufenthalt

Vorkommen

abhängig von exakter Region und Jahreszeit; Städte teils malariafrei

  • Afrika: 90% (v.a. Subsahara-Region - West-/Ost- und Zentralafrika)
  • Süd- und Mittelamerika inkl. Venezuela, Brasilien, Kolumbien, Peru, Nicaragua, Bolivien, Haiti
  • Südostasien inkl. Indien, Indonesien, Sudan, Yemen, Pakistan, Afghanistan
  • Ozeanien inkl. Papua Neu Guinea, Kambodscha, Philippinen, Laos, Vietnam
  • Einzelfälle aus Südeuropa berichtet (Griechenland, Spanien)
  • Teils Infektionen an Flughäfen („Flughafenmalaria“) bzw. bei „Import“ infizierter Mücken mit Gepäck oder im Flugzeug

Symptomatik:

  • Fieberschübe (oft alle 48-72h)
  • „Infektsymptome“ wie Schüttelfrost, Schweißausbruch, Gliederschmerzen
  • LDH-Erhöhung, Thrombozytopenie, (Anämie oft erst im späteren Verlauf)
  • Splenomegalie
  • Evtl. auch unspezifisches Erbrechen/Diarrhö, Husten, Bauchschmerzen
  • Schwere Symptome / potentiell kritischer Zustand:
    • Anämie < 6g/dl, Thrombozytopenie (<100.000/µl), Spontanblutungen
    • Vigilanzminderung bis Koma, Krampfanfälle
    • Respiratorische Insuffizienz
    • Niereninsuffizienz (Kreatinin häufig >3mg/dl)
    • Azidose, Laktatämie, Schock

Checkliste V.a. Malaria

  • Diagnostik:
    • Schnellstmöglich Blutausstrich oder „dicker Tropfen“ (extra EDTA-Röhrchen)
      • Dringlich - Auch außerhalb der Dienstzeit! Notfalls sofortiger Transport in nächstgelegenes Labor/Klinik, mit sofortiger Diagnostik-Möglichkeit
      • Zentrale Fragen: Malariaparasiten erkennbar?
    • Schnelltest (falls Diagnostik nicht sofort möglich)
      • Positiver Schnelltest und Klinik: Behandlung beginnen!
      • Negativer Schnelltest und keine kritischen Symptome: evtl. Abwarten von einigen Stunden möglich
    • Antikörperbestimmung akut nicht relevant (erst ab 5. Krankheitstag positiv)

  • Therapie (frühzeitig!)
    • Unkomplizierte Malaria tropica (Plasmodium falciparum) ohne schwere Symptome:
      • z.B. Atovaquon/Proguanil 400+1000mg alle 24h po. für 3d (Malarone®)
    • (V.a.) komplizierte Malaria (schwere Symptome):
      • Intensivmedizinische Überwachung und symptomatische Therapie
      • Artesunat iv. (2,4mg/kg über 5min) initial und nach 12h und 24h, dann 1xtgl. (wird nur an Zentren vorgehalten, daher häufig Verlegung notwendig!)
      • Flüssigkeitszufuhr restriktiv (Bilanzierung vorsichtig): Durch Kapillar-Endothelschaden vermehrter Volumenverlust in Gewebe

Dengue-Fieber

Inkubationszeit 2-10 Tage (max. 20 Tage)

Verbreitung
  • Lateinamerika
  • Karibik
  • Südostasien
  • Einzelfälle aus Südfrankreich / Kroatien

Symptomatik:

  • Hohes Fieber >40°C, Leukopenie, Thrombopenie, Transaminasen↑, LDH↑
  • Allgemeine Symptomatik: Kopfschmerz, Gliederschmerz, Exanthem
    • Exanthem: "Sonnenbrand" (Handabdruck bleibt am Stamm)

Checkliste V.a. Dengue-Fieber

  • Diagnostik
    • Antigen-/Antikörperschnelltests (falsch positive Kreuzreaktionen mit anderen Viren möglich)
    • PCR (Blut)
  • Therapie: Symptomatisch (Volumen, Paracetamol etc.)
    • ASS wegen erhöhter Blutungsgefahr kontraindiziert
  • Meldepflichtig bei Verdacht und Nachweis

Typhus

Inkubationszeit: 1-3 Wochen (max. 2 Monate)

Verbreitung
  • Va. Afrika
  • Südostasien
  • Südamerika
  • Naher Osten
  • bei Katastrophen z.B. Hurrikan, Erdbeben: Durch Verunreinigung Trinkwasser und Hygiene-Einschränkung lokaler Ausbruch

Symptomatik:

  • Fieber bis septischer Allgemeinzustand
  • Erbsenbrei-Durchfall (erst im Verlauf)
  • evtl. flaue Läsionen / leicht gerötete Flächen am Stamm

Checkliste: V.a. Typhus

  • Diagnostik
    • Blutkultur
    • im Verlauf Stuhlkultur
  • Therapie: Ceftriaxon 2g/24h iv. für 14 Tage
  • Isolation und Meldepflicht bei Verdacht und Nachweis

Zeckenbissfieber (Rickettsia)

Inkubationszeit: bis zu 2 Wochen

Verbreitung
  • Mittelmeerraum
  • Afrika (Süden)
  • Indien
  • Naher Osten (typisch: Natur-Aufenthalt, z.B. Camping)
  • Sonderform „Rocky Mountain Spotted Fever“ auch in USA; Kanada, Mittel-, Südamerika)

Symptomatik:

  • Eschar (Zeckenbissstelle - umschriebene schmerzfreie Hautentzündung mit kleiner zentrale Nekrose (schwarze Kruste) v.a. an Beinen und Leisten)
  • Bei "Rocky Mountain Spotted Fever": ausgeprägtes Ganzkörper-Exanthem beginnend an Hand- und Fußflächen
  • Schwere allg. Symptomatik (Fieber, Schwäche, Gliederschmerz etc.)

Checkliste V.a. Rickettsia

  • Diagnostik: PCR (Blut)
  • Therapie (bereits bei Verdacht): Doxycyclin 100mg /12h für 7-10 Tage)
  • Meldepflichtig bei Nachweis

Endokarditis

Häufig neben Fieber sehr unspezifische Symptome (Schwäche, Gelenksschmerzen, Rückenschmerz etc.), oft erst spät (nach Tagen/Wochen) diagnostiziert. Wegen zunehmender Herzklappen-OPs nimmt auch Inzidenz an Endokarditiden zu.

Endokarditis Hintergrund und Details

Ursächlich ist meistens eine Endokardverletzung durch einen erhöhten/turbulenten Fluss bei Vitien. Hier bildet sich initial eine nicht bakterielle, thrombotische Vegetation, in die später Bakterien/Keime "integriert" werden. Bei Klappenprothesen ist das Risiko einer Endokarditis in den ersten 6 bis 12 Monaten am höchsten.

Die endgültige Diagnose kann meist nicht in der Notaufnahme gestellt werden, die wichtigsten Schritte („Dran denken + Blutkulturabnahme“) müssen aber frühzeitig erfolgen.

Die klassischen "DUKE-Kriterien" sind für die Notaufnahme kaum geeignet (da positive Blutkulturen / TEE notwendig). Vaskuläre Phänomene ("Janeway Läsionen" an Hand- und Fußsohlen) sowie immunologische Phänomene ("Osler Knötchen" der Finger und Zehen oder "Roth Flecken" in den Netzhäuten) sind nur sehr selten nachweisbar.

Genese

  • infektiös (meistens bakteriell: typisch Staphylococcus aureus mit häufig sehr akuten Verläufen)
  • nicht infektiös (z.B. durch Autoantikörper-Bildung)

Patient:innen mit erhöhtem Risiko

  • Dialysepflichtigkeit
  • (iv.-)Drogenabusus
  • Herzklappenerkrankungen (vorherige Endokarditis, vorbeschriebene Kalzifikationen, höhergradige Insuffizienzen)
  • Endovaskuläre Devices (Schrittmacher / ICD, Stent, Port, ZVK, Klappenprothese)

Endokarditis erwägen bei Fieber ohne Fokus, erhöhtem Risiko und

  • Neues Herzgeräusch
  • Z.n. Klappen OP (insb. im ersten Jahr nach OP); endovaskuläre Devices (Schrittmacher, ICD, Port, ZVK etc.)
  • iv.-Drogenabusus
  • Neues Blockbild oder AV-Blockierung im EKG
  • Junge Patient:in mit Schlaganfall (multifokale Embolien)
  • Unklare, akute Herzinsuffizienz (bei nicht kardial vorerkrankten Patient:innen)
  • Endokarditis in der Anamnese

Checkliste V.a. Endokarditis

  • Blutkultur-Abnahme (zumindest 3 Paar Blutkulturen aus separaten Entnahmestellen, optimal über 30-60 Minuten verteilt), streng aseptische Arbeitsweise
  • Fokussierte Echokardiografie: Vegetation (oder Verdacht) sichtbar?
  • Antibiose: Je nach klinischem Zustand oft keine sofortige Antibiose notwendig, Fokus auf Diagnosesicherung und Isolation des Keims (daher vorab Rücksprache Kardiologie)
    • Kritisch / instabile Pat. mit Nativklappe: Ampicillin 3g/ plus Flucloxacillin 3g plus Gentamicin 3mg/kg iv.
    • Pat. mit Kunstklappe: Präparate nach Rücksprache mit Zentrum / Kardiochirurgie (z.B. Vancomycin plus Gentamycin)
  • Frühzeitig TEE (transösophageale Echokardiografie) organisieren
  • Dringliche kardiochirurgische Vorstellung bei:
    • Akuter neuer Herzinsuffizienz
    • Neues Klappenvitium
    • Bildmorphologischer Nachweis eines paravalvulären Abszesses (mit und ohne Reizleitungsstörungen)
    • Schwere Prothesendehiszenzen
    • Größere Vegetationen >10mm
    • V.a. Device-Infektion (hier ist die Antibiose nur ergänzende Therapie zur Explantation des Devices!)

Fieber bei Asplenie / OPSI

Asplenische Patient:innen haben vor allem in den ersten zwei Jahren nach einer Splenektomie ein hohes Risiko für eine fulminant verlaufende bakterielle Sepsis (sog. OPSI Syndrom „Overwhelming Post Splenectomy Infection“-Syndrom oder PSS "Postsplenektomie-Sepsis").

OPSI / (funktionelle) Asplenie - Hintergrund

An eine (in-)komplette funktionelle Asplenie denken bei:

  • Autoimmunerkrankungen (Zöliakie, Systemischer Lupus)
  • Speichererkrankungen (Amyloidose)
  • Hämatoonkologische Erkrankungen (Sichelzellerkrankung, nach Chemotherapie..)
  • Infektionen wie HIV, AIDS, Malaria
  • Schwere alkoholische Lebererkrankung

Pathophysiologie

Ohne (funktionierende) Milz können bekapselte Erreger frei in die Blutbahn gelangen, sich hier rasant vermehren und so innerhalb kürzester Zeit eine massive Bakteriämie mit Multiorganversagen verursachen. Die meisten Patient:innen, die an einem OPSI versterben, versterben innerhalb der ersten 24h im Krankenhaus.

Auch geimpfte Patient:innen (gegen Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus Influenzae) können ein OPSI entwickeln!

Typische Erreger

  • Insbesondere bekapselte Erreger
    • Pneumokokken
    • Haemophilus Influenzae B
    • Meningokokken

Checkliste V.a. OPSI / PSS

  • rasche Breitbandantibiose mit Cephalosporin z.B. Ceftriaxon 2g /24h iv. + Einmalgabe Gentamicin 5-7mg/kg iv.
  • Kulturgewinnung (Blutkulturen, Urin etc.), solange Antibiose dadurch nicht verzögert wird
  • Weitere Therapie analog zu Sepsis
  • Engmaschige Überwachung, z.B. auf Intensivstation oder IMC

Hyperthermie

Hitze-Erkrankungen

Einteilung: Hitzeerschöpfung vs. Hitzschlag (vital bedrohlich)

Typische Trias:

  • Hitzeexposition in der Anamnese (z.B. Aufenthalt in praller Sonne)
  • zerebrale Dysfunktion
  • erhöhte Körpertemperatur (bei Hitzschlag >40,5°C)

Mehr zu Hitze-Erkrankungen: Umwelteinflüsse/Hitzerkrankungen

Malignes neuroleptisches Syndrom

Selten, aber vital bedrohlich. Ca. 24-72h (bis max. 4 Wochen) nach Therapiebeginn mit Neuroleptika (insb. Haloperidol) bzw. rascher Dosisänderung oder Absetzen dopaminerger Medikamente bei M. Parkinson.

Symptomatik (sehr variabel):

  • Erhöhte Körpertemperatur
  • Vegetative Entgleisungen (z.B. Tachykardie, Tachypnoe, Schwitzen, Hypersalivation)
  • Rhabdomyolyse / CK-Erhöhung
  • Rigor, Trismus, Schluckstörung
  • Stupor/ akutes organisches Psychosyndrom
  • Labor: CK↑, Transaminasen↑, Leukozyten↑, metabolische Azidose

Checkliste V.a. malignes neuroleptisches Syndrom

  • Absetzen der (neuen) Medikation
    (bei V.a. auf Auslösung durch Beendigung dopaminerger Medikation diese wieder beginnen)
  • Intensivmedizinische Überwachung und symptomatische Therapie (z.B. Volumengabe, Organersatz, ggf. Kühlung)
    • Bei Agitation: Benzodiazepin-Gabe
  • Je nach Klinik gezielte medikamentöse Therapie in Rücksprache mit Neurologie (Erhöhung der dopaminergen Aktivität):
    • Amantadin 100mg /12h iv. oder
    • Bromocriptin 2,5mg /8h (po. oder via Magensonde)
    • ggf. zusätzlich Dantrolen (Startdosis 2,5mg/kg iv.)

Serotonin-Syndrom

Ursache: Erhöhte Sensitivität der Serotonin Rezeptoren oder erhöhte Zufuhr von Serotonin Agonisten oder von Serotonin Vorstufen (meistens durch Medikamentenkombinationen mit MAO Hemmern).

Potentiell auslösende Medikamente (Überblick)
  • SSRI (z.B. Citalopram, Sertralin)
  • Trizyklische Antidepressiva (z.B. Amitriptylin)
  • SSNRI (z.B. Venlaflaxin, Duloxetin)
  • MAO-Inhibitoren
  • Linezolid
  • Synthetische Opioide (z.B. Fentanyl, Tramadol, Methadon)
  • Johanniskraut
  • 5HT3-Rezeptorantagonisten "Setrone" (z.B. Ondansetron, Granisetron)
  • Drogen wie LSD, Ecstasy, Kokain, Amphetamine
  • Mirtazapin (in Kombination mit obigen)

Symptomatik:

  • Tachykardie, Hypertonie
  • Mydriasis
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall (Unterschied zu anticholinergem Syndrom, hier Obstipation)
  • „Grippegefühl“, Fieber, Schwitzen
  • Halluzinationen, Unruhe

Checkliste V.a. Serotonin-Syndrom

  • Bei Verdacht: Evtl. Auslöser absetzen!
  • Bei schwerem Verlauf:
    • Intensivmedizinische Überwachung und symptomatische Therapie (z.B. Volumengabe, Organersatz, ggf. Kühlung)
      • Bei Agitation: Benzodiazepin-Gabe
    • Bei weiterhin bestehender (schwerer) Symptomatik: Cyproheptadin 12mg po., dann 2mg alle 2h (bis zu klinischer Besserung)

Anticholinerges Syndrom

“Heiß, rot, trocken, blind (bzw. Sehstörung)”, siehe Intoxikationen

Interessante Links (frei zugänglich)
Literatur
  • Regner-Nelke, L., Ruck, T. & Meuth, S. G. Meningitis in der Notaufnahme. Notaufnahme up2date 05, 129–143 (2023).
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  • Schumacher, D., Kauerz, H.-M. & John, D. Entzündliche Herzerkrankungen in der Notaufnahme. Notaufnahme up2date 03, 327–348 (2021).
  • DTG. Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Malaria. AWMF (2021).
  • Hohlstein, P., Haverkamp, M., Lemmen, S., Trautwein, C. & Koch, A. Infektionskrankheiten in der Notaufnahme: Masern, Windpocken und Co. Notaufnahme up2date 3, 83–101 (2021).
  • DEGAM. S1-Leitlinie Hitzebedingte Gesundheitsstörungen in der hausärztlichen Praxis. AWMF (2020).
  • Wappler, F. S1-Leitlinie maligne Hyperthermie. Anaesthesist 67, 529–532 (2018).
  • Bhargava, A., Ralph, R., Chatterjee, B. & Bottieau, E. Assessment and initial management of acute undifferentiated fever in tropical and subtropical regions. BMJ 363, k4766 (2018).
  • Knorr, R., Schöllkopf, J. & Haen, E. Das maligne neuroleptische Syndrom. Nervenarzt 89, 300–310 (2018).
  • Wittstock, M. & Walter, U. Akute neurologische Erkrankungen mit Leitsymptom Fieber. Notf. Rettungsmedizin 19, 257–262 (2016).
  • Boyer, E. W. & Shannon, M. The Serotonin Syndrome. N. Engl. J. Med. 352, 1112–1120 (2005).

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