1. Leitsymptome
  2. Kopf und Neuro

Wangen- + Gesichtsschmerz

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Killer

Red Flags

  • Neurologische Ausfälle (inkl. Seh- und Sprachstörungen)
  • Meningismus
  • Sepsiszeichen

Trigeminusneuralgie

Einteilung:

  • Klassische Trigeminusneuralgie
  • Symptomatische Trigeminusneuralgie (z.B. bei Multipler Sklerose oder Raumforderungen)

Symptomatik:

  • Einschießende einseitige Gesichtsschmerzen.
  • Attackenartig, meist nur wenige Sekunden (max. 2 min.) anhaltend
  • Vielfach täglich auftretend
  • Auslöser oft lokale Reizung, wie Sprechen, Kälte, Kauen, Berührung

Checkliste Trigeminusneuralgie

  • Erstmanifestation: MRT inkl. MRA
  • Carbamazepin 200mg/12h po.
    • Akute Linderung bei Exazerbation: Lidocain 8% Nasenspray 1-2 Hub (ipsilateral zum Schmerzort); bei ggf. intraoral bei oral betonten Schmerzen (bis zu 30 Sprühstöße / Tag)
  • Schwere Exazerbation/fehlende Wirkung von Carbamazepin: Phenytoin 250mg iv. (unter Monitorüberwachung)

Rhinosinusitis

Hintergrund - Einteilung, Lokalisation NNH

Einteilung

  • Akute Rhisosinusitis <4 Wochen.
  • Chronische Rhinosinusitis >12 Wochen

Lokalisation der Nasennebenhöhlen:

  • Kieferhöhlen: unter den Augen (N. trigeminius)
  • Siebbeinzellen: zwischen den Augen (Schädelbasis!)
  • Stirnhöhle
  • Keilbeinhöhlen: “versteckt”, von extern nicht palpabel/ zugänglich

Ursachen

  • Infektiös
    • Viral (meist < 7 Tagen andauernd): Rhinovirus, Parainfluenza, Influenza
    • Bakteriell: (meist > 7 Tage andauernd): Haemophilus influenza, Strep. Pneumoniae
  • Nicht infektiös
    • Allergische Rhinitis
    • Nasal intubierte Intensivpatient:innen

Symptomatik

  • Gesichtsschmerz, Druckschmerz
  • Druckgefühl am betroffenem Sinus maxillaris + (oft mit Zunahme beim nach vorne Beugen des Oberkörpers)
  • Eitriges Nasensekret (anterior) und posteriores Sekret (Rachen)
  • Nasenobstruktion / behinderte Nasenatmung
  • Riechstörung
  • ggf. Fieber und Kopfschmerzen
Komplikationen
  • Orbitaphlegmone
  • Ausbreitung in die Schädelbasis
  • Sinusvenenthrombose
  • Meningitis
  • Bei chronischer Sinusitis: Sinubronchiales Syndrom (Entwicklung Asthma aufgrund chronischer Sinusitis mit posteriorem Sekret) sowie chronische Laryngitis

Hinweis auf Komplikationen - "Red Flags"

  • Anhaltendes Fieber
  • Starke Schmerzen
  • Neurologische Defizite (insb. Doppelbilder, Visusminderung, Meningismuszeichen, Vigilanzminderung, Lethargie)

Checkliste Rhinosinusitis

  • Anamnese
    • Oberer Atemwegsinfekt in den letzten 2 Wochen?
    • Risikofaktoren? (Immunsuppression, Asthma, Voroperationen im HNO-Bereich)
  • Fokussierte Untersuchung
    • Inspektion: Gesichtsschwellung, Rötung? periorbitales Ödem oder Erythem?
    • Abtasten der Nervenaustrittspunkte, Druck- Klopfschmerz über den NNH?
    • Hinweis auf neurologische Defizite (insb. Doppelbilder, Visusminderung, Meningismuszeichen, Vigilanzminderung, Lethargie)?
    • Endonasal (meist nur Nasenhaupthöhle zugänglich) Fremdkörper? Schwellung? Polyposis? Sekret?
    • Enoral: Sekret?
    • Otoskopie: Hinweise auf Otitis?
  • V.a. schwerer Verlauf, starke Schmerzen, Immunsuppression
    • Rasche HNO-Vorstellung
    • Labor inkl. CRP, CT-Diagnostik (insb. bei Rötung / Schwellung im Bereich der Orbita)
    • Bei neurologischen Auffälligkeiten frühzeitig Meningitis-Abklärung inkl. Lumbalpunktion
  • Therapie
    • Basismaßnahmen (80% Spontanheilung ohne Antibiose innerhalb von 2 Wochen): Nasenspülung, Nasenspray, Nasentropfen (abschwellende Tropfen max. 7 Tage zur Vermeidung Rebound-Effekt)
      • NSAR zur Analgesie / Symptomtherapie
    • Antibiose
      • Nicht generell empfohlen! Verkürzt Krankheitsdauer um ca. 3 Tage, verhindert aber keine schwere Komplikationen oder Entwicklung einer chronischen Rhinusinusitis
      • Starker Gesichtsschmerz plus signifikant erhöhtes CRP: Amoxicillin 500mg /8h po. oder Cefpodoxim 200mg/12h po. für 5-7 Tage
      • Immunsuppression / sonstige Risikofaktoren z.B. Fieber, HNO Vor-OP: Amoxicillin / Clavulansäure 1000mg/8h po. für 5-7d

Sialadenitis

Hintergrund: Ursachen und Tumore

Ursachen

  • Steine (Sialolithiasis, meist Glandula submandibularis betroffen) 
  • Gangstrikturen / Stenosen (z.B. durch Tumore, postentzündliche Strikturen)
  • Autoimmunologische Systemerkrankungen (z.B. M. Sjögren, Sarkoidose, Lupus - Schwellung unabhängig der Nahrungsaufnahme, weniger Schmerzen) 
  • Traumatisch bedingt (Verletzung im Gesicht) 
  • Post-Radiatio Komplikation

Glanduläre Tumore

  • Benigne Tumore: Häufig pleomorphes Adenom der Parotis, langsamere Entwicklung der Schwellung, Tumor derbe papabel, nicht schmerzhaft!,  Sonographie durch Spezialist:in wegweisend) 
  • Maligne Tumore: Häufig Parotiskarzinom, Schwellung schmerzlos, Entwicklung langsamer, ggf. Infiltration N. facialis/ externer Gehörgangs,  Karzinome der anderen Drüsen ebenfalls möglich)

Symptome:

  • Einseitiges Auftreten (sehr selten beidseitig) 
  • Plötzliche Schmerzen nach der Nahrungsaufnahme
  • Im Verlauf Drüsenschwellung durch Stase
  • Im weiteren Verlauf: bakterielle Superinfektion möglich (dann eitrige akute Sialadenitis) 

Checkliste V.a. Sialadenitis

  • Inspektion, Palpation, ggf sind die Steine tastbar
  • Beurteilung N. facialis (Asymmetrie Gesichtsbewegung?)
  • Sonographie (bei Expertise, weitere Bildgebung nicht indiziert in der Notaufnahme; im Verlauf ggf. MRT) 
  • Therapie: 
    • Speichelproduktion anregen (saure Bonbons lutschen, Kaugummi)
    • Bei Steinen: Spontaner Abgang bei kleinen Steinen, Drüse vorsichtig massieren / ausstreichen, sonst (durch HNO) Dilatation der Papille des Ausführungsganges oder Lithotripsie 
    • ggf. antiphlogistische Therapie durch NSAR
    • Antibiose sehr selten nur indiziert (eitrige Sialadenitis), dann nach Rücksprache HNO

Parotitis - Mumps

Hochansteckende Tröpfcheninfektion, Inkubationszeit 12-25d, systemische Infektionskrankheit. Typisch: Kinder im Alter von 2-15 Jahre, kann allerdings in jedem Alter auftreten. Prophylaxe: Impfung, nach Infektion lebenslange Immunität (Reinfektionen können auftreten, sind aber sehr selten)

Differentialdiagnosen: EBV, Parainfluenzaviren (Typ 1 + 3), Influenzavirus A, Coxsackieviren, Adenoviren, bakterielle Infektionen der Ohrspeicheldrüse

Symptomatik:

  • Zunächst einseitig, dann beidseitige Entzündung der Glandula parotidea mit Schwellung
  • Fieber
  • Kauschmerzen
  • ev. abstehendes Ohr

Komplikationen (v.a. bei Erwachsenen):

  • Beteiligung des ZNS (bis hin zur Enzephalopathie, aseptische Meningitis)
  • Orchitis (männliche Patienten)
  • Mastitis und / oder Oophoritis (weibliche Patientinnen)
  • Pankreatitis

Checkliste Parotitis / Mumps

  • Diagnostik:
    • Bei Ungeimpften: IgM Bestimmung möglich, endgültiger Nachweis mittels RT- PCR Abstrich aus Rachen/ Urin (Abnahme nur sinnvoll innerhalb von 7d nach Symptombeginn)
    • Bei Geimpften: IgM häufig negativ, daher hier immer RT-PCR aus Rachenabstrich oder Urin
  • Isolation für 9 Tage nach Beginn der Symptome
  • Therapie:
    • Symptomatisch (NSAR etc.)
    • Meldepflichtige Erkrankung (auch der Verdacht)
    • Kontaktpersonen dokumentieren, ggf. Postexpositions-Impfung notwendig (siehe →RKI Empfehlungen)
Interessante Links (frei zugänglich)
Literatur
  • DGN. S1-Leitlinie Trigeminusneuralgie. AWMF (2023).
  • Walls, R., Hockberger, R., Gausche-Hill, M., Erickson, T. B. & Wilcox, S. R. Rosen’s Emergency Medicine. (2022).
  • DGHNO-KHC. Obstruktive Sialadenitis. AWMF (2020).
  • Fleischmann, T. & Hohenstein, C. Klinische Notfallmedizin Band 1 Wissen: Emergency Medicine Nach Dem EU-Curriculum. (2020).
  • Tintinalli, J. E., Ma, J. O. & Donald, Y. M. Tintinalli’s Emergency Medicine. (2019).
  • DGHNO-KHC & DEGAM. S2k-Leitlinie Rhinosinusitis. AWMF (2017).

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