1. Leitsymptome
  2. Abdomen, Haut, Extremitäten

Hautveränderungen

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Diese Informationen richten sich nur an medizinisches Fachpersonal, Nutzung auf eigene Verantwortung!

Killer

Red Flags

Hautausschlag plus

  • Schwere Allgemeinsymptome, Kritisch krank wirkend
  • Hohes Fieber (v.a. bei Erwachsenen)
  • Überproportionaler Schmerz
  • Großflächige Erosionen (Haut, Schleimhaut) über 30% Körperoberfläche
  • Großflächige Blasenbildung / "Abschälen" / "Verschieblichkeit" der Haut
  • Petechien
  • Erytheme / Infektionen im Gesicht / Befall der Augen
  • Kürzlich neue Medikation (letzte Tage/Stunden)

Risikogruppen:

Erste Schritte

  • Fokussierte Anamnese + Untersuchung
    • Neue Medikamente? (insb. Antibiotika, NSAR, Antikonvulsiva)
    • Hautreaktion nach Insektenstich/Nahrungsmittel/Medikamente bzw. bek. Allergie?
    • Reisen?
    • Verletzung / Verbrennung / Verätzung?
  • "Red Flags": (Fast) immer stationäre Aufnahme, dermatologische Rücksprache, Detail-Differenzierung oft nur mit mit dermatologischer Fachkenntnis, Diagnostik & längerer Beobachtung möglich
    • Ziel: Herausfiltern, ob es sich um eine kutane Manifestation einer schweren Systemerkrankung handelt und ob ein “Organversagen” der Haut vorliegt (z.B. Temperaturregulation, Volumenregulation, mechanische Barriere / immunologische Abwehr)
  • Kritisch Kranke
    • Symptomatische Stabilisierung (Kreislaufstabilisierung bei Schock, Volumen- und Elektrolytausgleich)
    • Aseptische Schutzkleidung für behandelndes Personal (Handschuhe, Mundschutz etc.) aufgrund fehlender Hautbarriere

Tipps

  • Foto-Dokumentation frühzeitig in digitaler Akte speichern, insb. bei stationärer Aufnahme (Verlauf!)
  • Nutzung eines Bildatlas / Derma-Enzyklopädie (z.B. →DermIS) kann sehr hilfreich sein
  • Wann Isolation?
    • Reiseanamnese und Fieber und neuen Hauterscheinungen
    • Petechialen Einblutunge und Fieber (Meningitisverdacht)
    • Bei offenen Bläschen: Isolation bei enoralem Befall (höchste Ansteckungsgefahr), ansonsten meist nicht notwendig.
      • Nicht neben immunsupprimierte Patient:innen oder ohne Varizellenimmunisierung (pragmatisch: nicht in offenen Untersuchungsbereichen mit anderen Pat. unterbringen)
Erweiterte Anamnese bei Hautveränderungen
  • Entwicklung / Verlauf der Hautveränderungen
  • Begleitsymptome (z.B. Schmerzen, Juckreiz)
  • Allgemeinsymptome (z.B. Fieber, Abgeschlagenheit etc.)
  • Neue Medikamente (insb. Antibiotika, NSAR, Antikonvulsiva)
    • auch an Augentropfen denken!
    • siehe "Hochrisiko-Medikamente" unten
  • Vorerkrankungen bzw. Familienanamnese
    • Autoimmunvorerkrankungen (Diabetes, Schilddrüse etc.)
    • Atopische Dermatitis, Allergische Rhinitis, Allergisches Asthma bronchiale
  • Trigger?
    • Insektenstich / Nahrungsmittel / neue Medikamente
    • Sonnenexposition
    • Verletzungen/ Verbrennungen/ Verätzungen
    • Haustiere/ Tierkontakt
  • Reisen (s. fieberhafte Reiserückkehrer)
    • Südamerika/Asien: Dengue-Fieber
    • Amerika: Rocky Mountain Fleckfieber
    • (aufgrund des Klimwandels werden ehemalige “Reiseerkrankungen” zunehmend endemisch)
  • Umfeldanamnese (ähnliche Symptome im Umkreis/ in der Familie)
  • Sexualverhalten / ungeschützter Geschlechtsverkehr
  • Impfstatus
Hochrisiko-Medikamente

als potentielle Auslöser akuter Hauterkrankungen / Symptome

  • Sulfonamide (Allopurinol)
  • Antiepileptika (Carbamazepin, Phenytoin, Valproat..)
  • NSAR
  • Amiodaron
  • Antibiotika (Cotrimoxazol, Cephalosporine, Tetrazykline..)
  • ACE Hemmer (ACE Hemmer induziertes Angioödem)
Körperliche Untersuchung mit Fokus "Haut"
  • Immer die ganze Haut untersuchen
  • Lokalisation/ Verteilung?
    Stamm, Extremitäten, Hände/Füße (palmar / plantar) Hautfalten, Genitalbereich, Kopf, behaarte Haut / Hautanhangsgebilde, Schleimhaut, primär sonnenexponierte Stellen? Symmetrisch / asymmetrisch?
  • Palpation (erhaben, nicht erhaben, knotig...)
  • Hyper- / Hypopigmentierung?
  • Unterscheidung Primär- / Sekundäreffloreszenz und Beschreibung (siehe unten)
    • Zwischen den Schulterblättern ist die Region, die am schwierigsten erreicht wird. Daher bei Aussparung dieser Region an Sekundärläsion denken (z.B. Läsionen durch Kratzen)
    • Bluten die Läsionen? Krusten? Hinweise auf sekundäre Infektion (nässende Wunden, weißlich, gelblich belegte Wunden)?
  • Sonografie insb. bei entzündlichen Weichteilinfektionen
    • Form/Größe/Begrenzung/Perfusion dokumentieren
    • Umschriebener Verhalt → Abzess?
    • Gaseinschlüsse → Hinweis auf nekrotisierende Fasziitis?
  • Ggf. Dermatoskop nutzen, wenn Gerät und Kentnisse vorhanden
  • Blasenbildung
    • Schlaffe Blasen? Pralle Blasen? Blasendach vorhanden? Bei nur sichtbaren Erosionen Patient immer nach vorheriger Blasenbildung fragen!
    • Schleimhäute mitbetroffen? (Genital, Augen, Enoral)
    • Blaseninhalt?
    • Nikolski Phänomen?
      • Bei Reibung auf der Epidermis (leichtes "Verschieben" der Haut mit Druck) entstehen neue Blasen (Hinweis auf schwere Erkrankungen, sog. Nikolski Zeichen 1)
  • Rötungen
    • Wegdrückbar = Erythem
    • Nicht wegdrückbar = Hämatom, Petechien
    • Erhaben / Palpabel = Purpura
    • Nicht erhaben = Hämatom, Petechien
    • Dermographismus: “Kratzen” mit einem Mundspatel oder Finger
      • “Normale Haut” wird nach ein paar Sekunden “rot” nach der mechanischen Reizung
      • Weiß: Hinweis auf Atopie
      • “Quaddelig” Hinweis auf Urtikaria
  • Beschreibung / Begrifflichkeiten
    • Eine (möglichst) korrekte und konkrete Beschreibung der Läsionen führt neben Respekt auch zu einer potentiell schnelleren Diagnose (und evtl. Übernahme) durch die Dermatologie. Hautveränderung = „Effloreszenz“
Wichtige Primär- und Sekundäreffloreszenzen

Primäreffloreszenzen

  • Im Hautniveau
    • Fleck = Makula (umschriebene, nicht erhaben Stelle)
    • Purpura: Kleinfleckige, nicht wegdrückbare Einblutungen
    • Petechien: Punktuelle, nicht wegdrückbare Einblutungen
  • Erhaben
    • Knoten/Knötchen = Nodus (>1cm Durchmesser) / Papel (<1cm Durchmesser)
    • Plaque: flächige, plattenartige Erhebung
    • Bläschen/Blase = Vesikel / Bulla (mit Flüssigkeit gefüllt)
    • Pustel = Pustula (mit Eiter gefüllt)
    • Quaddel = Urtika (dermales Ödem, das zu Papel oder Plaque führt)

Wichtige Sekundäreffloreszenzen
(spätere Entwicklungsstufe oder von außen zugefügt)

  • Erosion: Abschürfung innerhalb des Epithels (oberflächlich)
  • Exkoration: Substanzverlust bis Dermis
  • Ulkus: Tieferer Defekt bis in die Dermis, schlechte Heilungstendenz

Weitere Begrifflichkeiten

  • Ekzem: Überbegriff für entzündliche Hauterkrankung, nicht infektiös, nicht ansteckend
  • Erythem: flächenhafte Hautrötung, nicht erhaben
  • Exanthem: großflächiger Hautausschlag
  • Enanthem: flächige Rötung an der Schleimhaut
  • Pat. mit bekannter Dermatologischer Erkrankung
    • Keine “Cremes”einfach absetzen, Lokaltherapie ist bei dermatologischen Grunderkrankungen wichtig und sollte auch bei anderen Aufnahmegründen fortgesetzt werden
    • Bei Exazerbationen bekannter dermatologischer Grunderkrankungen im Rahmen von stationären Aufenthalten (durch andere gesundheitliche Probleme): Frühzeitige dermatologische Vorstellung
  • Nebenwirkungen von Therapien aus der Dermatologie
    • Viele neue Therapieformen in der Dermatologie: Insbesondere Biologica / Antikörper mit entsprechendem Nebenwirkungsprofil. Siehe auch Sonderfall - Onkologische Pat.
Hautfarbe - People of Colour

Lehrbücher und viele Artikel zu Hautveränderungen zeigen meist va. Beispielbilder mit weißer Hautfarbe. Um alle Patient:innen gleichwertig behandeln, sind Kenntnisse nötig, wie sich Veränderungen bei allen Hautfarben, insb. dunkler Haut („Fitzpatrick V, VI“) darstellen:

  • Blässe: Besser sichtbar an den Handflächen (hier weniger Pigmentierung) oder Konjuktiven (unteres Lid herabziehen - (Schleim)haut beobachten) und an der Zunge.
  • Zyanose: Zentral gut sichtbar an der Zunge (periphere Zyanose teils schwierig).
  • Hämatome / Petechien: Oft deutlich subtiler, Frühstadium eines Hämatoms („Rötung“) oft kaum sichtbar = genauere Untersuchung nötig! Abschätzung "Alter" des Hämatoms noch schwieriger.

Zunehmend wird auch beschrieben, dass Pulsoxymetrie bei dunkler Haut schlechtere / ungenauere Ergebnisse ableitet! Bei unplausiblen Werten: frühzeitig aBGA.

Details und Bilder:Mind The Gap

Fokus Präklinik

  • Eigenschutz und Voranmeldung (Isolation) bei
    • Reise + Fieber + Hauterscheinungen
    • Fieber und Petechien (DD Meningitis)
    • Offene Bläschen

Akut bedrohliche Hautveränderungen

Stevens-Johnson-Syndrom (SJS)

Typisch 4 Tage bis 4 Wochen nach Einnahme von Medikament (typisch bei Antikonvulsiva (z.B. Carbamazepin), Antibiotika (va. Sulfonamide), NSAR, Allopurinol) auftretend. Verdachtsdiagnose bei großflächiger, sich ablösender Haut (positives „Nikolski-Zeichen“: Bei lateralem Druck löst sich obere Hautschicht ab und ist verschieblich), immer Schleimhautbeteiligung, oft initial Fieber.

Einteilung je nach Ausmaß der befallenen Haut initial:

  • SJS (bis 10% KÖF)
  • SJS/TEN Overlap (10-30% KÖF)
  • Toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) ab 30%. Lebensbedrohlich!

Checkliste V.a. SJS / TEN

  • Stationäre Aufnahme
    • Bei SJS meist noch dermatologische Station möglich;
    • >30 KÖF (TEN): Intensivmedizinische Behandlung in Verbrennungszentrum nötig
  • Beendigung von ev. auslösenden Medikamenten

Akutes, schweres Arzneimittelexanthem

Generalisiertes Exanthem, großflächig (>50% KÖF), konfluierend, scharf begrenzt - teils wenige Stunden bis 2-6 Wochen nach Kontakt mit Auslöser.

Häufigste Auslöser: Antikonvulsiva (Carbamazepin, Phenytoin), Antibiotika, Allopurinol.

Varianten (vereinfacht):

  • AGEP (acute generalized exanthematous pustulosis): Exanthem mit Vielzahl kleinster Pusteln und Fieber
  • DRESS (drug reaction with eosinophilia and systemic symptoms): Exanthem mit Lymphknotenschwellung und Gesichtsödem sowie ev. Organbeteiligung wie Leber/Niere/Lunge

Checkliste schweres Arzneimittelexanthem

  • Stationäre Therapie (meist dermatologisch)
  • Beendigung etwaiger auslösender (neuer) Medikation
  • Symptomatische Therapie (ggf. Volumengabe, Elektrolytausgleich)
  • Bei DRESS mit Organbeteiligung evtl. Prednisolon 1mg/kg iv. (vorab Derma Rücksprache)

Staphylococcal scalded skin-Syndrom (SSSS)

Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern und immunsupprimierten Erwachsenen. Ausgelöst durch Staphylokokken-Toxin, typisch: Zuvor HNO-Infektion (mit Staphylokokken). Zuerst diffuse Rötung am ganzen Körper, dann „Abschilfern“ der oberen Hautschichten, Pat. sehen wie „gepellt“ aus.
Nicht an Schleimhäuten (anders als bei SJS/TEN / Erythema Multiforme).

Checkliste SSSS

  • Stationäre Therapie (meist dermatologisch, lokale Sanierung)
    • bei hämodynamischer Instabilität: Intensivmedizin!
  • Symptomatische Therapie (ggf. Volumengabe, Elektrolytausgleich)
  • Antibiose: Flucloxacillin 1g iv. / 8h, alternativ Cefazolin 2g iv. / 8h;
    • MRSA-Verdacht: Vancomycin oder Linezolid (s. Antibiotika).
  • Keine Glukokortikoide systemisch oder lokal!

Nekrotisierende Fasziitis

Nekrotisierende Weichteilinfektion mit rascher Ausbreitung, akut lebensbedrohlich, hohe Mortalität. Fieber, schwer krank erscheinend / „septisch“, stärkste Schmerzen an der Haut, oft keine scharfe Grenze des Erythems. Sono: Oft Lufteinschlüsse in der Haut darstellbar (Linearschallkopf).
Sonderform: Fournier-Gangrän, rasch fortschreitende Entzündung des äußeren Genitals.

Checkliste (V.a.) nekrotisierende Fasziitis

  • Intensivmedizinische Therapie; häufig Verbrennungszentrum zielführend
  • Bei geringstem Verdacht: Sofort Antibiotika iv.!
    • Piperacillin/Tazobactam 4,5g iv. (oder Meropenem 1g iv.) plus Clindamycin 600mg iv.
  • Weitere Therapie wie beim septischen Schock
  • Rascheste (!) plastisch-chirurgische Intervention (häufig im Verbrennungszentrum)

TTP und HUS (TMA)

Thrombozytisch-thrombozytopene Purpura / Hämolytisch-urämisches Syndrom = Thrombotische Mikroangiopathie; Trias: Anämie, Nierenversagen, Thrombozytopenie (führt zu Petechien/Purpura). Siehe Thrombozytopenie - Thrombotische Mikroangiopathie.

Differenzialdiagnose: DIC (Disseminierte intravasale Koagulopathie) z.B. nach großer OP, bei Schock, Sepsis: Kritisch Krank erscheinend, febril. Petechien/Purpura nicht palpabel. Komplexe Gerinnungsstörung, akut lebensbedrohlich (sowohl vermehrte Thromben als auch vermehrte Blutung).

Toxisches Schocksyndrom (TSS)

Durch Staphylokokken oder Streptokokken via Antigen-Ausschüttung ausgelöste Zytokinkaskade. Initial Infekt (eher historisch zu bewerten: "vergessener Tampon"; heutzutage öfter z.B. OP-Wunden, postpartal, Abszesse, Nasentamponaden...). Kritisch krank wirkend, schockig, großflächiges Exanthem.

Checkliste V.a. TSS

  • Stationär-intensivmedizinische Therapie
  • Symptomatische Therapie analog septischer Schock
  • Antibiose: Flucloxacillin 1g iv. / 8h, alternativ Cefazolin 2g iv. / 8h;
    • MRSA-Verdacht: Vancomycin oder Linezolid (s. Antibiotika).

Häufige Hautveränderungen

In der Notfallmedizin

Erysipel und Phlegmone

Meist durch Streptokokken oder Staphylokokken via kleinen Verletzungen entstehenden Hautinfektion.

Erysipel: Meist scharf begrenzt; überwärmt, gerötet, teils mit Fieber.

Phlegmone: Einschmelzende, nekrotisierende Weichteilinfektion mit Beteiligung von Haus, Subkutis und ggf. Muskulatur: (Un)scharf begrenzt; überwärmt, gerötet, meist mit Fieber / systemischer Beeinträchtigung.

Checkliste Erysipel/Phlegmone

  • Bei Extremitäten: Schonung, ggf. Ruhigstellung und lokale antiseptische Verbände
  • Antibiose:
    • Erysipel: Penicillin G 10Mio IE iv., alternativ Clindamycin 600mg iv.
    • Phlegmone: Cefazolin 2g /8h iv. alternativ Ampicillin/Sulbactam 3g iv.
  • Cave bei Erysipel im Gesicht: Gefahr von Sinusvenenthrombose
  • Kritisch krank wirkend + große, rasche Ausdehnung: DD Nekrotisierende Fasciitis!

Herpes Zoster

Infektiös - Isolation!

Schmerzhafte, herpetiform gruppierte, ev. juckende Bläschen, streng einseitig und an Dermatomen orientiert auftretend, häufig thorakal oder im Gesicht. Meist getriggert durch Infekt, Stress (selten Malignome, HIV-Infektion). Klinische Diagnose, ggf. auch via PCR aus Bläscheninhalt/Abstrich.
Gefährlich bei immunkompromittierten Patient:innen (z.B. HIV): „Disseminiertes“ generalisiertes Auftreten möglich, ebenso Organbeteiligung (z.B. pulmonal, Enzephalitis).

Bei Zoster ophthalmicus (+ Stirn/Nase (Nasenspitze und Mundwinkel!)/okuläre Beteiligung) - immer augenärztliche Mitbetreuung, stationäre Aufnahme.

Checkliste Herpes Zoster

  • Analgesie mit NSAR, Paracetamol, Metamizol ggf. Eskalation auf Opioide z.B. Tilidin 100mg/12h po.
    • Neuropathischer Schmerz: Gabapentin 100mg/8h po. (alle 3d steigern)
  • Leichter Verlauf (lokalisiert, keine starken Schmerzen), sonst gesund: Meist ambulant möglich; Aciclovir 800mg/5h po. (7d)
    • Alternativ: Valaciclovir 1g/8h iv. (7d); GFR 15-30: 1g/12h iv.
    • Nierenfunktionseinschränkung: Brivudin 125mg/24h po. (7d)
  • Schwerer Verlauf (intrakranielle Beteiligung, Immunkompromittierte, disseminiert/generalisiert, hämorrhagische/nekrotisierte Läsionen, Zoster ophthalmicus):
    • Aciclovir 5-10mg/kg/8h iv.
      (eher 5mg/kg bei immunkompetenten, 10mg/kg bei immunkomprimmitierten Pat.)

Erythematöse Ausschläge

Mögliche differenzialdiagnostische Hinweise:

  • Kreisrunde Rötung, ggf. nach Zeckenstich (Erythema Migrans): Evtl. Lyme-Borelliose
  • Schießscheiben-Läsionen v.a. plantar/palmar: Evtl. Erythema Multiforme
  • Paralleler Infekt, ungeimpft gg. Masern: Evtl. Virusexanthem
  • Sonnenexposition: Evtl. Sonnenbrand / Dermatitis Solaris
  • Gerade Fisch gegessen: Evtl. Scombroid-Syndrom

Lyme-Borreliose

Auslöser: Borrelien. Via Zecken übertragen (Zeckenstich erinnerlich?), ev. auch Pferdebremse (umstritten).

Frühmanifestation binnen Tagen/Wochen auftretend (initial symptomfrei): Erythema migrans ("Wanderröte"): Scheibenförmiges Erythem, dann Abblassen im Inneren und Bildung eines oder mehrerer Ringe; können über den Körper wandern. In der Notaufnahme klinische Diagnose (Serologie initial nicht aussagekräftig).

Spätere Stadien:
Stadium II nach Wochen bis Monaten; multiple Erytheme, ev. Symptome von früher Neuroborelliose z.B. mit radikulären (insb. nächtlichen) Schmerzen, Fazialisparese, Extremitätenparesen), Kopfschmerz; selten Myokarditis mit AV-Block (bis °III)
Stadium III nach Monaten bis Jahren; intermittierende Arthritis großer Gelenke (v.a. Knie)

Checkliste Lyme-Borrelliose

  • Frühmanifestation: Ambulante Therapie
    • Doxycyclin po. 200mg /24h (14d) oder Amoxicillin po. 1000mg /8h (14d)
  • Spätere Stadien: Je nach Beschwerdebild (z.B. AV-Block, Neuroborreliose) ggf. stationär

Erythema Multiforme (EM)

Symmetrische, typische „Schießscheiben-Läsionen“, teils juckend, v.a. an Handflächen-Innenseiten, Fußsohlen, Schleimhaut/Mukosa kann betroffen sein. Meist postinfektiös (z.B. Herpes-Simplex) oder nach Medikamenten-Einnahme (z.B. Antibiotika).

Checkliste Erythema Multiforme

  • Stationär-dermatologische Therapie
  • Beendigung von ev. auslösenden Medikamenten (vor allem Antibiotika, NSAR, Carbamazepin).

Virusexantheme

Masern: Erwachsene: Geimpft? Auffrischungsimpfung (ab 18J) erhalten (s. Impfungen)? Meist Beginn hinter dem Ohr, dann am ganzen Körper. Hochansteckend - gefährlich für Schwangere (Fehlgeburt). Verdacht meldepflichtig!

Masern Stadien

Katarrhalisches Prodromalstadium: Schweres allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber bis 40 °C, Rhinitis, Konjunktivitis, Lichtscheu, Pharyngitis, Tracheitis, generalisierte Lymphadenopathie.
Am 2. bis 3. Tag „Koplik-Flecken“ (weiße punktförmige Flecken der Wangenschleimhaut gegenüber den Backenzähnen), Entfieberung mit raschem Wiederanstieg der Temperaturen bei gleichzeitiger Ausbildung von Enanthem und Exanthem.

Exanthematisches Stadium: Am 3. Krankheitstag, Enanthem am Gaumen, Tonsillen, Uvula. Großflächige rote, runde oder ovale, zunächst blasse- dann dunkelrote auch hämorrhagische Flecken; Flecken neigen zur Konfluenz. Kraniokaudaler Verlauf mit Beginn zunächst hinter den Ohren, dann an Hals und Rumpf, zuletzt an den Extremitäten. Vergrößerung und Konfluenz der Flecken.
Nach 3-4 Tagen Temperaturabfall, Abblassen des Exanthems in genannter Reihenfolge. Kleinlamellöse weiße (kleieförmig) Schuppung der befallenen Hautpartien.

DD: Auch teils parainfektiöses Exanthem z.B. bei Coxsackie-Infekt. Wenn stabil, ambulante klinische Beobachtung. Andere (Virus)exantheme v.a. bei Kinder: Scharlach, Röteln - Kinderärztliche Konsultation (su.)

Checkliste V.a. Masern-Infekt

  • Symptomatische Therapie (Analgesie u. Fiebersenkung mit NSAR, ev. Antitussiva)
  • Immunsupprimierte / Schwangere / Säuglinge bis 6 Mon.: Bis 6 Tagen nach Exposition ggf. Immunglobulin-Gabe
  • Antibiotika bei bakt. Superinfektion je nach Fokus

Dermatitis Solaris (Sonnenbrand)

Typisches Bild mit wegdrückbarem, schmerzhaftem, überwärmtem Erythem. Kühlende Lotionen, ggf. NSAR. Sehr selten stationär nötig, außer bei Sonnenstich / Hitzeerschöpfung.

Scombroid-Syndrom

Rasch (Minuten bis Stunden) nach Konsum von Fischen mit hohem Histamingehalt bei bakterieller Verunreinigung z.B. nach nicht ausreichender Kühlung (v.a. Markele, Thunfisch, Hering, Sardinen). Klinisch ähnlich allergischer Hautreaktion (Flush v.a. im Gesicht, urtikarielle/erythematöser Ausschlag).

Checkliste V.a. Scombroid-Syndrom

  • Meist nach Überwachung in der Notaufnahme ambulant
  • H1-Blocker (z.B. Fenistil 0,1mg/kg iv.), häufig Mehrfachgabe nötig
  • Bei diagnostischer Unklarheit /systemischer Symptomatik / Dyspnoe: Therapie wie Anaphylaxie

Makulöse, papulöse und vesikulöse Ausschläge

Mögliche differenzialdiagnostische Hinweise:

  • Längliche Papeln („Papelstraßen“) an Fingern/Zehenzwischenräumen, Kratzspuren, häufig insgesamt schlechte Hygienesituation (Obdachlose, Geflüchtete): Evtl. Scabies
  • Schmerzloses, (meist) genitales Ulcus, Lymphknoten: Evtl. Syphilis
  • Juckende Papeln v.a. Handflächen, Füßen, Mundschleimhaut: Evtl. Hand-Fuß-Mund
  • Ausgeprägte Blasen, längerer Verlauf: Evtl. Bullöses Pemphigoid / P. vulgaris
  • Syrien/Osteuropa + Schwellungen mit „gestanzten“ Ulcerationen: Evtl. Hautdiphterie
  • Ostafrika/Süd- Mittelamerika/mittlerer Osten + lokalisierte, multiple rötlich gefärbte Papeln, im Verlauf dann Ulzeration: Evtl. Kutane Leishmaniose

Scabies („Krätze")

Parasiten-Infektion der Haut (Milben). Klinisch multiple längliche Papeln / „Gangstrukturen“, vor allem an Finger- und Zehenzwischenräumen, Handgelenken, Mamillen, Achseln, Penis (bis hin zu ganzem Körper; bei Kindern und multimorbiden Patienten zusätzlich Kopf, Gesicht, Hand- und Fußsohlen). Starker Juckreiz mit folgenden Kratzspuren. Strikte Hygienemaßnahmen!

Checkliste Scabies

  • Therapie meist ambulant möglich, bei Immunsuppression/kritisch Kranken stationär
  • Topisch: Permethrin-Creme über 8-12h (!) einwirken lassen, dann abduschen (ab Kinn abwärts, Kinder und > 65jährige inkl. Kopf), dann nach 10-14 Tagen nochmal
  • Systemische Therapie bei Immunsuppression/kritisch Kranken/Behandlungsresistenz:
    • Ivermectin 200µg/kg po. (nüchtern; CAVE bei Pat. >65J, Einnahme von Phenprocoumon, Nieren-, Leber- oder Herzinsuffizienz)
  • Wäsche bei 60°C waschen oder für 4 Tage in luftdichte Tüte; Teppiche/Sofa etc. absaugen

Syphilis

Ca. 3 Monate nach Infektion auftretendes makulöses Exanthem an Stamm und v.a. Fußsohlen und Handflächeninnenseiten sowie generell Lymphadenopathie.
Primäraffekt (von Pat. teils nicht wahrgenommen / ernst genommen): 2-3 Wochen nach Infekt an der Eintrittspforte (typischerweise am Penis, ggf. auch oral, vaginal oder anal auftretend) zunächst Knötichen, dann schmerzloses Ulkus mit hartem Rand (heilt nach Wochen unter Narbenbildung aus). Gezielt danach fragen!

Details und Therapie siehe Sexuell Übertragbare Erkrankungen - Syphilis.

Hand-Fuß-Mund-Erkrankung

Hochansteckende Virusinfektion (Coxsackie A) insb. bei Kindern. Makulopapulöser oder vesikulöser, juckender Ausschlag, vor allem an den Händen und Füßen, an der Zunge, oft buccal. Oft grippe-ähnliche Begleitsymptomatik.
 Symptomatische (analgetische) Therapie, meist ambulant.
Strikte Hygienemaßnahmen (falls stationär: Isolation).


Bullöses Pemphigoid / Pemphigus vulgaris

Autoimmunerkrankungen, generalisierte, teils sehr große Hautblasen. Oft (wochen-, monate-)langer Verlauf, selten Erstvorstellung in der Notaufnahme. Rücksprache/Verlegung Dermatologie.

(Haut)diphtherie

In Deutschland sehr seltene Erkrankung (Corynebacterium), aktuell Fälle bei Geflüchteten z.B. aus Syrien (v.a. in Massenunterkünften) und Osteuropa. Tröpfcheninfektion sowie Schmierinfektion (v.a. bei Hautdiphterie). Inkubationszeit 2-5 Tage, Fieber & Schwäche.

Hautdiphtherie: Erythematöse Schwellungen, teils tiefe und schlecht abheilende „gestanzte“ Ulzerationen (meist Mischinfektion + Staphylokokken/Streptokokken), häufig Bagatelltrauma (Insektenstich etc.), das dann schlecht abheilt.

Rachendiphtherie (in D extrem selten): Heiserkeit, bellender Husten, Tonsillopharyngitis mit grau-weißlichen Belägen, ggf. blutiger Schnupfen. Akut bedrohlich: Kehlkopfbefall mit Stridor (schwierigen Atemweg erwarten). Systemische Komplikationen bis zu Multiorganversagen möglich.

Bei Verdacht auf Diphterie (Kombination aus Klinik + Fälle im Umfeld / Massenunterkunft) = Unbedingt Isolation; stationär. Nachweis via PCR Rachen-/Wundabstrich.

Checkliste Diphtherie

  • Rachendiphtherie und/oder systemischer Verlauf:
    • Diphtherie-Antitoxin Einmalgabe iv. über 60min (Cave: Anaphylaktische Reaktion möglich): 40.000-80.000 IE
    • Antibiose: Penicillin G 5 Mio IE iv. 5x tgl. alternativ Erythromycin 1g iv. /12h
  • Hautdiphterie ohne systemischen Befall: Antibiose (s.o.) üblicherweise ausreichend

Kutane Leishmaniose

Protozoen-Infektion nach Stich von Sandmücke, vor allem in Ostafrika, Südamerika, Mittelamerika u. mittlerer Osten (inkl. Syrien, Irak) auftretend, verstärkt bei Immunsuppression (zB. bei kriegerischen Konflikten, Geflüchteten).

Kutane Leishmaniose („Orientbeule“ „Aleppo-Beule“) mit um eine Einstichstelle gruppierte Papeln, im Verlauf dann Entwicklung zu lokalem Ulkus (narbenbildende Abheilung in ca. 2-24 Monaten). Diagnostik: Aufenthalt im Risikogebiet, Klinik, ggf. Stanzbiopsie.
Komplikation: Mukokutaner Verlauf (tlw. jahrelange Inkubationszeit) mit Schleimhautbefall im Nasen-Rachenraum bis zu Larynx/Trachea: Superinfektionen, Schluckstörungen. Lokale Therapie durch Dermatologie; Systemisch (zB. Fluconazol) bei mukokutanem Verlauf.

Viszerale Leishmaniose („Kala-Azar“) nach 3-6 Mon. Inkubationszeit diffuse Infektsymptomatik, Gewichtsverlust, Befall mit Entzündungen von div. Organen.

Kutane Larva Migrans

Nach wenigen Stunden bis einigen Tagen (sehr) starker Juckreiz mit lokaler Rötung ohne offensichtliche Eintrittsstelle. 2-6 Tage nach Kontakt (in Einzelfällen jedoch Wochen bis Monate verspätet) typisch“ serpetinenförmiges“ Erythem: Gerötete, geschlängelte „Straßen“. Siehe Lokale Entzündung - kutane Larva Migrans

Petechien und Purpura

Generell immer abklären: Thrombozytopenie (ITP, TMA etc.)?

Mögliche differenzialdiagnostische Hinweise:

  • Nagelbett-Einblutungen, schmerzlose Petechien palmar/plantar, schmerzhafte Knötchen an Fingern/Zehen + diffuse systemische Symptome: Evtl. Endokarditis
  • Lokalisierte, palpierbare Petechien: Evtl. Vaskulitis
  • Petechien V.a. Gesäß und insb. an unteren Extremitäten (wenn über die Hüfte nach oben ziehend, Hinweis auf Systembeteiligung), ev. nekrotisierend, Pat. <21 Jahre: Evtl. IgA Vaskulitis

Endokarditis

Herzklappenentzündung, meist Streptokokken oder Staphylokokken. Oft diffuse Symptomatik (red. AZ, Fieberschübe), teils v.a. Haut-Effloreszenzen u.a. mit "Splinter-Hämorrhagien" (Nagelbett-Einblutungen), "Janeway-Läsionen" (schmerzlose Petechien an Hand- und Fußsohlen), "Osler-Knötchen" (schmerzhafte Knötchen an Fingern und Zehen). Siehe Endokarditis

Vaskulitis

Entzündung der kleinen Gefäße, kapilläres Leck mit lokalen, palpable Petechien. Z.b. bei mikroskopischer Polyangiitis (MPA), leukozytoklastischer Vaskulitis (oder anderen Vaskulitiden), je nach Genese teils mit Nierenbeteiligung, pulmonaler Beteiligung.

Therapie: Stationär, Glukokortikoide nach Rücksprache Rheumatologie/Dermatologie

IgA Vaskulitis

Früher Purpura Schönlein-Henoch. Vor allem bei Kindern (Auftreten meist < 21 Jahre), meist infektgetriggert (50% Influenza). Palpable Purpura meist v.a. an Gesäß und Beinen (streckseitig), zudem Gelenk- und Bauchschmerz. Häufig akute Nephritis (Hämaturie, Proteinurie): Nierenfunktion überwachen!

Therapie: Stationär, NSAR, ev. Glukokortikoide nach Rücksprache Nephrologie

Ödeme

Definition: Klinisch sichtbare Zunahme des interstitiellen Flüssigkeitsvolumen. Entstehung: Vermehrt Flüssigkeite aus dem Gefäßsystem ins Interstitium, z.B. durch erhöhten Kapillardruck (z.B. Herzinsuffizienz), reduzierten kolloidonkotischen Druck im Plasma (z.B. nephrotisches Syndrom) oder Kapillarendothelschäden (z.B. immunologische, bakterielle, virale oder chemische Schäden). Massives und generalisierten Ödem = Anasarka

Ursachen und Diagnostik - Überblick

Teils Diagnostik im stationären Umfeld

  • Generalisiertes Ödem
    • Bestimmung Albumin - Hypalbuminämie?
    • Kardiale Genese
      • Herzinsuffizienz, venöser Rückstau auf Kosten des effektiven arteriellen Volumens „peripher feucht aber zentral trocken"), häufig feuchte Lunge, Rasselgeräusche, Hepatomegalie
      • nachts bzw. in Rückenlage schlimmer
      • abhängig von der Schwerkraft (eher Beine betroffen, bei immobilen Patienten perisakral)
    • Renale Genese
      • Retention von Natrium und Wasser, Anstieg der Retentionsparameter
      • Labor (Nierenwerte) + Urinstatus: Hämaturie? Proteinurie?
    • Hepatische Genese
      • blockierter Abfluss der Lebervenen sowie Hypalbuminämie durch reduzierte Lebersyntheseleistung
      • häufig initial Aszites (sonografisch darstellbar), erst im Verlauf Entwicklung von peripheren Ödemen und ggf. akuter Nierenfunktionseinschränkung (hepatorenales Syndrom)
    • Ernährungsbedingt (Proteinmangel)
  • Lokalisierte Ödeme
    • Venöse oder lymphatische Obstruktion
      • Z.n. Resektion lokaler Lymphknoten
      • Venenthrombose (rot, oft überwärmt)
      • Chronische Lymphangitis
    • Sonstiges
      • medikamentös bedingt (NSAR, Glukokortikoide, Nifedipin, Östrogene oder Gestagene, Sirolismus uvm.)
      • Myxödem (nicht eindrückbares Ödem, TSH bestimmen und auf Begleitklinik achten, siehe endokrinologische Notfälle)
      • Schwangerschaft

Checkliste Ödeme

  • Anamnese
    • Vorerkrankungen / Vor-OPs
    • Gewichtszunahme? (Wenn nicht zielführend: Schwierigkeiten die Schuhe an- oder Ring auszuziehen?)
    • Medikamentenanamnese (insb. neue, veränderte Medikation)
    • Begleitsymptome (Dyspnoe, Oligurie)? Beschwerden nachts oder tagsüber verstärkt?
  • Körperliche Untersuchung
    • generalisiert oder lokalisiert? Welche Körperpartien sind betroffen?
      • eher abhängende Extremitäten oder bei immobilen Patienten perisakral?
      • spezieller Fokus auf Gesicht (periorbital) und Atemwege
  • Diagnostik / weiteres Vorgehen
    • Unklare Ödeme: Ggf. "breite" Labordiagnostik (Niere, Leber, TSH, BNP), Urinstatus (bzw. je nach vermuteter Ursache), Sonografie (Kardiale Pumpfunktion, Aszites, Nieren)
    • Exazerbation einer bekannten Vorerkrankung: Akutkomplikationen therapieren z.B. akute Herzinsuffizienz. Oft auch keine notfallmedizinische Akuttherapie nötig, ggf. stationäre Aufnahme.

Hautveränderungen bei Kindern

Windpocken

Vor allem bei Kindern bzw. ungeimpften Pat.. Primär Fieber, Unwohlsein, Pharyngitis; dann generalisierter Ausschlag (zunächst makulopapulös, dann vesikulär (Bläschen) - Entwicklungsstadium unterschiedlich, verstärkt an Rumpf und Gesicht). Nach Impfung (meist Mehrfachimpfung Masern, Mumps, Röteln, Varicella-Zoster/Windpocken) fragen.

  • Kontagiös 2 Tage vor bis 10 Tage nach Bläschenbildung für nicht-Geimpfte,
    Hochrisiko: Immunsupprimierte / Schwangere; Isolation!
  • Symptomatische Therapie, meist ambulant. Verdacht meldepflichtig!

Scharlach

Meist im Rahmen von Tonsillopharyngitis bei Kindern (4-10J); plötzlicher, hochakuter Beginn mit hohem Fieber, Kopf- und Halsschmerzen, Tachykardie, Erbrechen. Pharyngitis, Angina tonsillaris, druckdolente Halslymphknotenschwellung. Seltener Splenomegalie. Hautveränderungen (Tag 2-3): Exanthem, evtl. um Tage verzögert auftretend, beginnend in den Beugen, periorale Blässe, "Erdbeerzunge".

  • Kinderärztliche Vorstellung, Isolation, antibiotische Therapie z.B. mit Penicillin V., meist ambulant

Röteln

Ungeimpfte Kinder (5-9J), feinfleckiges Exanthem am ganzen Körper mit Betonung Gesicht und Hals, meist hinter den Ohren beginnend; Fieber, AZ-Minderung.

  • Klinische Diagnose, ambulante symptomatische Therapie. Verdacht meldepflichtig!

Kawasaki-Syndrom

Vaskulitis v.a. bei (Klein)kindern. Typisch: Exanthem am Stamm, "Lacklippen" und/oder "Erdbeerzunge", hohes Fieber >5 Tage, Konjunktivitis (nicht eitrig, oft beidseitig), Lymphknotenschwellung.
Kann bis zu Myokardinfarkt führen. Bei Covid-Infektion vermehrt Auftreten von Kawasaki-Syndrom beschrieben.

  • Bei Verdacht unbedingt kinderärztliche Vorstellung, stationär
  • Es gilt: Kleinkind + hohes Fieber + auffällige Haut (und keine Besserung auf Antibiotika) = V.a. Kawasaki!

Interessante Links (frei zugänglich)
Literatur
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  • Mukwende, M., Tamony, P. & Turner, M. Mind the gap - a handbook of clinical signs in black and brown skin. (2020).
  • DSTIG. S2k-Leitlinie Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik und Therapie. AWMF (2018).
  • Murphy-Lavoie, H. & LeGros, T. L. Emergent diagnosis of the unkown rash. An algorithmic approach. Emergency Medicine (2010).

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